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Voriges Kapitel

Einleitung

Wegen bestimmter Vorgänge ist es notwendig geworden, wie Paulus an die Gemeinde zu Korinth schrieb: „Auf die Anfragen in euren Briefen …“, zu antworten. Das besondere Thema über die Ehe muß noch einmal gründlich beleuchtet werden. 

Wie es uns von Gott geschenkt wurde, alle anderen Lehren aus dem Diskussionsbereich herauszuheben und durch klare »biblische Aussagen« über jeden Zweifel erhaben darzulegen, so soll es durch Gottes Hilfe auch mit diesem äußerst komplizierten, aber für unser irdisches Leben so wichtigen Thema geschehen. Weil Ehekrisen so alt sind wie die Ehe selbst, hat es die Menschen zur Zeit Moses, in den Tagen unseres Herrn, der Apostel und zu allen Zeiten beschäftigt. Dies trifft besonders für die Gegenwart zu. Wir finden die Antworten auf alle Fragen und Probleme, die mit diesem Bereich zusammenhängen, in der Heiligen Schrift. Leider gibt es kein Kapitel, wo Fragen und Antworten über diesen Themen-komplex so zusammenhängend und umfassend behandelt worden wären, wie wir es gerne hätten. Wie auch bei anderen Themen sind die einschlägigen Stellen weit zerstreut und manchmal nur als Teilantworten hier und dort zu finden, die zusammengefügt werden müssen. 

Wir leben im letzten Gemeindezeitabschnitt, in dem durch Offenbarung des Geistes alles kundgetan und wieder in den ursprünglichen Stand, in die göttliche Ordnung, zurückgebracht werden muß. Unser himmlischer Vater ist um das Wohlergehen der Seinen besorgt und hat uns auch über dieses Thema nicht im Unklaren gelassen. Weil Er weiß, wieviel Herzeleid durch Unfrieden in den Familien entsteht, und weil Er Seine Kinder davor bewahren möchte, damit sie Ihm aus freudigem Herzen und mit unbeschwerter Seele dienen können, hat Er auch für diesen Bereich Seine väterlichen Wegweisungen gegeben.

Die Predigt »Heirat und Scheidung«, die William Branham am 21. Feb-ruar 1965 gehalten hat, ist in Verbindung mit der Heiligen Schrift Grundlage dieser Veröffentlichung. Er wurde, wie Paulus am Anfang, vom Herrn direkt beauftragt, das Thema »Heirat und Scheidung« schriftgemäß darzulegen. Nach seinen eigenen Worten wurden ihm die Zusammenhänge mit den dazugehörenden Bibelstellen gegeben. Er legte Wert darauf, daß diese Offenbarung, die er der Gemeinde zu bringen hatte, in die »Geheimnisse« eingestuft wird, die ihm mit Öffnung der Siegel kundgetan wurden. Eine »Offenbarung« ist ja bekanntlich etwas, das vorher nicht bekannt war. Dennoch hat William Branham gezögert, dieses Thema darzulegen, weil er befürchtete, mißverstanden zu werden und eventuell Trennungen usw. zu verursachen. In seiner Predigt »Der dritte Auszug« vom 30. Juni 1963 sagt er wiederholt, daß etwas zu ihm sprach: „»Nimm Heirat und Scheidung auf Tonband auf!« Seht! So der Herr will, es auf meinem Herzen bleibt und der Herr mir noch mehr darüber zeigt, nun, dann werde ich es aufnehmen.“ Er sagte sogar: „Jemand kann dann hingehen und einem Richter, einem Friedensrichter vorspielen, was der Herr über Heirat und Scheidung sagte.“ (Serie V, Nr. 12, S. 6).

Erst nachdem der Herr ihm wiederum gebot, ins Gebirge zu gehen, wo Er abermals in der übernatürlichen Wolke herabkam und mit ihm über Heirat und Scheidung redete, brachte er seiner Gemeinde in Jeffersonville die ihm geoffenbarte Botschaft. Zitat: „Etwas sprach zu mir: ,Gehe ins Gebirge, und Ich werde mit dir reden.‘ … Die Bewohner der ganzen Stadt beobachteten es. An einem strahlenden, wolkenlosen Tag befand sich plötzlich diese riesige, bernsteinfarbene Wolke in Form eines Trichters dort, senkte sich, hob sich und verteilte sich dann. Freunde:  Das war, als mir dies geoffenbart wurde,  was ich euch jetzt sagen werde. Verpaßt es also nicht.“ (Heirat und Scheidung, S. 43)

Noch heute wiederholt sich, was schon immer geschehen ist: Man möchte gern einen Propheten hören, aber gleichzeitig erwartet man von ihm, daß er sagen soll, worauf die Ohren abgestimmt sind, und das ist, was alle anderen schon gelehrt haben. Eine altüberkommene oder angeeignete Meinung kann zutiefst religiös und dennoch zugleich abgrundtief unbiblisch sein. Die 400 unter dem Lügengeist stehenden Männer, die sich zur Zeit Ahabs als Propheten gebärdeten, waren Propheten der Gemeinde Israel. Micha dagegen war ein »Prophet Gottes«. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Unser Herr Jesus hat vorausgesagt, daß in der letzten Zeit viele falsche Propheten auftreten werden. ER hat aber auch bestätigt, was im Propheten Maleachi verheißen ist, daß ein »Prophet Elia« kommen würde, um alles wieder in den rechten Stand zu bringen (Matth. 17, 11; Apg. 3, 19-21), ehe der große und schreckliche Tag des Herrn hereinbricht. Das Wort ist immer an die Propheten ergangen; sie konnten Tag, Monat und Jahr bezeugen (Hag. 2, Vv. 1,
10, 18 u. a.). Auch heute gilt, was geschrieben steht: „Nein, Gott der Herr tut nichts, ohne zuvor Seinen Ratschluß Seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart zu haben.“ (Amos 3, 7; Offbg. 10, 7 u. a.). 

Der Bote, welcher Micha rufen mußte, sagte zu dem gottgesandten Knecht: „… so schließe du dich doch ihren einmütigen Aussprüchen an und prophezeie ebenfalls Glück!“ (2. Chr. 18, 12b-13). Denn Zedekia, der Hauptprophet unter ihnen, hatte sich Hörner aus Eisen aufgesetzt, kräftig geweissagt und rief aus: „So spricht der Herr: …“ (V. 10). Es war aber nicht So spricht der Herr Zebaoth, sondern es war „So spricht der Herr Zedekia“. Als der Gottesmann es fertigbrachte, zunächst doch zu sagen, was alle anderen gesagt hatten, erkannte sogar der abgefallene Ahab, daß da etwas nicht stimmen konnte, und forderte den Propheten auf, ja beschwor ihn: „… daß du mir nichts verkündest als die reine Wahrheit im Namen des Herrn …“ (V. 15b). Darauf gab Micha die ihm zuteil gewordene Offenbarung vor den beiden Königen, Josaphat und Ahab. Denn Josaphat hatte wohl die 400 gehört, fragte aber, ob nicht doch noch »einer« da wäre, durch den Gott reden würde. Die Offenbarung lautete: „Darum vernehmt das Wort des Herrn! Ich habe den Herrn auf Seinem Throne sitzen sehen, während das ganze himmlische Heer Ihm zur Rechten und zur Linken stand …“ (V. 18). 

Nur Micha hatte das Wort des Herrn, den wahren Geist Gottes, das so spricht der Herr; die anderen Propheten hatten einen Lügengeist, verbunden mit einer religiösen Ansicht. Solange ein »Mann von Gott gesandt« das gleiche verkündigt, was alle anderen sagen und gesagt haben, hat Gott noch nicht durch ihn geredet. Erst wenn er die von Gott empfangene Offenbarung kundtut, die sich immer von der allgemeinen und überlieferten Lehrmeinung unterscheidet, aber immer mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift übereinstimmt, ist es das »Reden des Herrn«.

Bruder Branham hat die entsprechenden Bibelstellen, die ihm der Herr gezeigt hat, in den jeweils richtigen Kontext gebracht und Zusammenhänge aufgezeigt, durch die ihn fahrlässige Beobachter als einen „im Alten Testament steckengebliebenen Propheten“ bezeichnen. Seine Predigt war aber trotz der alttestamentlichen Vergleiche eindeutig an die Gemeinde des Herrn in diesem letzten Zeitabschnitt gerichtet. Der Gott des Alten Testaments ist doch auch der Gott des Neuen Testaments. ER ist immer derselbe, gestern, heute und derselbe in Ewigkeit, und es bleibt dabei: Alle Schrift ist vom Geist Gottes eingegeben und nützlich zur Belehrung …“ (2. Tim. 3, 16).

Wenn im Neuen Testament steht: „Wie die Schrift sagt …“ oder „Wie geschrieben steht …“ oder „… auf daß alle Schrift erfüllt werde …“, so ist damit immer das Alte Testament gemeint. Das Neue war ja erst im Entstehen begriffen. In den ersten beiden Jahrhunderten wurden die Evangelien und die Apostelbriefe in den Gemeinden in Umlauf gebracht. Paulus erwähnt im Brief an die Kolosser-Gemeinde: „… und wenn dieser Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde von Laodicea zur Verlesung gelange, und daß auch ihr den von Laodicea zu lesen bekommt.“ (Kol. 4, 16). 

Erst Ende des dritten, Anfang des vierten Jahrhunderts haben Eusebius und Athanasius sie gesammelt und zu einem Buch, das wir als »Neues Testament« kennen, als Kanon, was »Richtschnur« oder »Regel« bedeutet, zusammengefügt. Das Predigen, sei es von unserem Herrn oder den Aposteln, erfolgte ursprünglich nur aus dem Text des Alten Testaments. „Dann sagte Er zu ihnen: »Dies besagen Meine Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, als Ich noch bei euch war: es müsse alles in Erfüllung gehen, was im mosaischen Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen über Mich geschrieben steht.« Hierauf erschloß Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften …“ (Luk. 24, 44-45). Unser Herr rief aus: „Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt …“ Von Paulus bezeugt Lukas: „Da legte er ihnen von früh morgens bis spät abends das Reich Gottes dar und bezeugte es ihnen, indem er sie im Anschluß sowohl an das mosaische Gesetz als an die Propheten für Jesus zu gewinnen suchte.“ (Apg. 28, 23b). Von Matth. 1 in allen Evangelien sowie vor dem Pfingstereignis (Apg. 1) und natürlich am Pfinsttag (Apg. 2) und bei jedem heilsgeschicht-lichen Vorgang und jeder biblischen Lehre in den Briefen der Apostel bis hin zum Juda-Brief wurden die entsprechenden Stellen aus dem Alten Testament zitiert.

Vom Gesetz Gottes gelöste »Lehren« sind Lehren des »Gesetzlosen«, von dem Paulus spricht (2. Thess. 2). Gott ist für immer an Sein Wort gebunden und bindet die Seinen daran, damit sie die wirkliche Freiheit erleben. Es paßt so ganz und gar in die neutestamentliche Verkündigung, ja ist sogar charakteristisch, wenn Bruder Branham die vom Herrn selbst angegebenen, im Alten Testament enthaltenen Beispiele verwendet, denn gerade sie sind uns aus der gelebten Praxis zur Belehrung hinterlassen worden, damit der Mensch Gottes vollkommen werde, zu jedem guten Werk geschickt. 

Eine Lehre kann nur dann »biblisch« sein, wenn beides, das Alte und das Neue Testament, in Betracht gezogen und in Einklang gebracht werden. Aus diesem Grund befinden sich die christlichen Konfessionen auf dem Irrweg, weil sie sich vom Fundament des Alten Testaments gelöst haben. In seiner Predigt »Heirat und Scheidung« überrascht uns der Gottesmann immer wieder mit ungewöhnlichen Vergleichen, die er, wie wir alle wissen, von selbst nie verwendet hätte. Er sagte in seiner ihm geschenkten Demut: „Weil dies eine biblische Frage ist, sollte es auch eine biblische Antwort sein.“ Die biblischen Antworten, die er gab, passen jedoch nicht in unser modernes Vorstellungsbild. Der Zeitgeist herrscht allenthalben unter dem Banner der Gleichberechtigung. Die volle Emanzipation ist »in«, und wehe dem, der sich auf die „altmodischen, überholten“ Aussagen der Bibel beruft!

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