Radio-Predigt Nr. 162 – 4. Juli 1976
Verehrte Hörer! Ganz herzlich grüße ich Euch in dem kostbaren und heiligen Namen des HErrn Jesus Christus. Zunächst möchte ich wieder allen danken, die uns geschrieben haben. Soweit wie es uns möglich ist, gehen wir auf die Fragen und Probleme ein. Jeden Mittwoch abend bringen wir alle Gebetsanliegen vor das Angesicht Gottes. Wir haben es erlebt, daß der HErr zu Seinem Worte steht, Gebete erhört und Seinen Segen denen zuteil werden läßt, die zu Ihm kommen.
In unserer Verkündigung versuchen wir, den Kern des Evangeliums Jesu Christi herauszustellen. Wir könnten über das Zeitgeschehen, und besonders über das Thema Israel sprechen, ebenso über Kriege und Kriegsgeschrei; denn überall sind Unruhen aller Art. Wir könnten die Situation in Irland, im Libanon, in Süd-Afrika oder anderen Teilen der Welt zu unserem Thema machen. Es gibt Menschen, die der Auffassung sind, daß man gegen die Christenverfolgungen in den Ost-Europäischen Ländern protestieren sollte. Ich möchte ganz klar sagen, daß ich darin keine Aufgabe für meinen Dienst sehe.
Der Herr Jesus hat uns nicht ein Leben auf Rosen versprochen, sondern im Gegenteil vorausgesagt: „Haben sie Mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen.“ Es gehört zum Christentum, daß wir in dieser Welt nicht anerkannt werden. Ein Verkündiger des Evangeliums muß beachten, daß, selbst wenn er aus einem ost-europäischen Lande kommt, keine Veranlassung besteht, das kommunistische Regime öffentlich anzugreifen. Gerade dadurch ist für die dort lebenden Christen eine unerträgliche Situation entstanden.
Gemäß dem Worte Gottes haben wir die jeweilige Obrigkeit zu respektieren und Gott darum zu bitten, daß ER uns unter allen Umständen, zu allen Zeiten, an allen Orten und in jeder Situation durch Seine Gnade Beistand leistet und uns zum Licht und zu einem Zeugnis setzt. Ich bitte deshalb diejenigen, die auf diesem Gebiet etwas von uns erwarten, um Verständnis.
Meine Aufgabe ist es, den Kern der göttlichen Verkündigung in den Mittelpunkt zu stellen. Wir haben es hier in der Gemeinde in den letzten Wochen und Monaten in ganz besonderer Weise erleben dürfen, daß der HErr sich den Seinen noch heute so offenbart wie damals im Urchristentum. Gott erhört Gebet und bestätigt Sein Wort, indem ER Seine Verheißungen einlöst.
Noch gilt das Wort: „Rufe Mich an in der Not, so will Ich dich er retten, und du sollst Mich preisen.“ Wir müssen in eine solche Notlage hineinkommen, daß wir auf Leben und Tod zu Gott schreien, damit ER uns errettet und wir Ihn preisen können. Der Psalmist betete: „Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, HErr, erhöre mein Schreien.“
Anhand der Bibel wollen wir heute über das Gebet und die Gebetserhörungen sprechen. Als erstes müssen wir die Reihenfolge erkennen, in der Gott sich offenbaren kann. Es gibt Menschen, die beten jahraus und jahrein für die gleiche Sache, ohne daß etwas geschieht. Sie merken nicht, daß sie im Unglauben gefangen gehalten werden und die biblische Reihenfolge zu einer wirklichen Gebetserhörung nicht kennen. Von Zweifeln geplagt, wissen sie schon vor dem Gebet, daß nichts geschehen wird. Ein solches Gebet dringt nicht zu Gott empor, denn es steht geschrieben: „Wer sich Gott nahen will, der muß glauben, daß ER da ist und denen, die Ihn suchen, vergelten wird.“
Wenn unsere Gebete nicht erhört werden, müssen wir die Schuld bei uns suchen, denn es steht geschrieben: „Ehe sie rufen, will Ich antworten.“ Der HErr Jesus selbst hat uns gesagt: „Was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das werde Ich tun.“ Wir könnten viele Verheißungen und Bibelstellen aufführen, die mit dem Gebet und dei Erfüllung der göttlichen Verheißungen verbunden sind, doch damit wäre das Problem noch nicht gelöst. Wir müssen einfach die Ursache finden, weshalb wir als die Bittenden nicht nehmen und als die Betenden keine Erhörung finden. Am HErrn kann es nicht liegen. ER hat gesagt: „Bittet, so wird euch gegeben werden, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Diesen Glauben müssen wir uns schenken lassen.
Der HErr meint, was ER sagt, und sagt, was ER meint. Diese Worte geben uns nicht im geringsten Raum für Zweifel und Unglauben. Ganz klar und deutlich hat ER uns gesagt, in welch einer Weise wir uns Ihm nahen dürfen. Im nächsten Vers steht geschrieben: „Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Damit hat der Heiland selbst die Zusage gemacht, uns zu antworten. Es ist deshalb unmöglich, daß ein Mensch im Willen Gottes bittet, ohne zu empfangen. Es ist unmöglich, daß jemand im Willen Gottes sucht und nicht findet, unmöglich, daß jemand anklopft, ohne daß ihm aufgetan wird. Wir müssen uns einander zurufen, daß es nur des kindlichen Glaubens des Wortes Gottes und des Vertrauens zu Jesus Christus, unserem HErrn, bedarf. Der HErr selbst hat mit Seinen eigenen Worten Seiner Verheissung Nachdruck verliehen. ER hält, was ER verspricht.
Wie sieht es nun in der Praxis aus? Weshalb haben die Gläubigen nicht dieselben Gebetserhörungen und die gleichen Erlebnisse wie diejenigen im Urchristentum? Sicher könnte man einwenden, daß diejenigen am Anfang der neutestamentlichen Gemeinde einen Vorteil hatten. Sie hatten Jesus Christus gesehen und gehört und die Wunder und Zeichen, die ER tat, miterlebt. Sie hatten Sein Leiden und Sterben gesehen, ja noch mehr: Sie sahen Ihn dann als den Auferstandenen und durften sogar Seine Himmelfahrt miterleben. So könnten wir sagen, ihr Glaube war dadurch so stark und lebendig, daß sie den HErrn bei Seinem Wort nahmen. Doch hier müssen wir einwenden, daß der HErr Jesus auch dafür vorgesorgt hat und sprach: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Dieses Wort bezieht sich allerdings nur auf Seine sichtbare Erscheinung, denn ER hat gesagt: „Die Welt sieht Mich von jetzt an nicht mehr, ihr aber werdet Mich sehen.“
Als erstes müssen wir die rechte Einstellung zu Gott und Seinem Wort haben. Wir dürfen nicht im Klagen und Jammern verharren, sondern müssen dem Beispiel derer folgen, die in jenen Tagen ihre Anliegen vertrauensvoll dem HErrn überließen, nachdem sie den Willen Gottes erkannten.
An einem Beispiel möchte ich das deutlich machen. Nachdem Lazarus gestorben war, zog Betrübnis in das Haus derer ein, die Jesus von ganzem Herzen liebten. Als der Meister sich ihrem Orte nahte, ging Martha Ihm entgegen und sagte: „HErr, wärest Du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Das war eine ganz nüchterne Feststellung, kein Vorwurf.
Wir können das gleiche sagen: „HErr, wärest Du hier gewesen, dann wäre uns dieses oder jenes nicht widerfahren.“ Doch es geht weiter. Bei diesem Bekenntnis dürfen wir nicht stehenbleiben. Wir müssen unsere Gelegenheit nutzen, um nicht nur selber zu reden, sondern den HErrn reden zu lassen. Martha sagte gleich im nächsten Satz: „Doch auch jetzt weiß ich, daß Gott Dir alles gewähren wird, um was Du Gott bittest.“
Verehrte Hörer, liebe Brüder und Schwestern! Ehe wir bitten können, müssen wir wissen, daß Gott der HErr uns das geben kann und geben wird, worum wir Ihn bitten. Ja, noch mehr! Wir müssen glauben und danken können, daß wir es schon empfangen haben, so wird es uns zuteil werden.
Der Heiland kam zur Sache. ER sprach: ,,Dein Bruder wird auferstehen.“ Martha begriff nicht, daß es jetzt direkt unverzüglich geschehen sollte. Obwohl sie zunächst gesagt hatte: ,,Doch auch jetzt weiß ich, daß alles geschehen wird, worum Du Gott bittest.“ Sie sagte: ,,Ich weiß, daß er bei der Auferstehung am Jüngsten läge au In stehen wird.“ Hier liegt unser menschliches Versagen. Wir glauben, daß Gott Wunder tun kann, doch wir schieben es in die Zukunft, in weite Ferne. Wir möchten unseren Glauben nicht in die Prüfung hineinkommen lassen. Wir sagen: „HErr, wir sind davon überzeugt, daß Du es zu tun vermagst, doch es liegt noch in der Ferne.“
Sie hatte nicht begriffen, daß in der direkten Gegenwart des HErrn nichts aufgeschoben werden braucht, selbst die Auferstehung eines Toten nicht. Man kann in der Gegenwart Jesu Christi alles erleben, was ER in Seinem Worte zugesagt hat. ER sprach: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ ER sagte nicht: „Ich werde die Auferstehung und das Leben sein“ – Er sagte: „Ich bin der ,Ich Bin.’“ In diesem Sinne wollen wir uns jetzt im Gebet vor Gott vereinigen.
Himmlischer Vater, wir danken Dir von ganzem Herzen für Deine Gegenwart, für Dein Wort, für die Kraft Deines Blutes, oh HErr, und für die Kraft Deines Heiligen Geistes. Sei jetzt gegenwärtig als die Auferstehung und das Leben, als Retter und Heiler. Erhöre die Gebete Deiner Kinder und bezeuge Dich ihnen als der lebendige Gott, in Jesu Namen. Amen.