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RUNDBRIEF April 1978

„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.“  (Heb. 13:8)

RUNDBRIEF April 1978

Ganz herzlich grüße ich Euch alle im Namen Jesu Christi mit dem Wort aus Phil. 1,8–11: „Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich mit der innigen Liebe Christi Jesu nach euch allen sehne. Und mein Gebet geht dahin, daß eure Liebe je länger desto mehr zunehme an Erkenntnis und allem Feingefühl zur Prüfung dessen, was in jedem Fall das Richtige sei, damit ihr auf den Tag Christi lauter und ohne Tadel dasteht, vollausgestattet mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus erwächst, zur Ehre und zum Lobpreis Gottes.“ 

Ich schließe mich dem Gebet des Apostels an und möchte euch alle wissen lassen, daß mir die Gemeinde sehr am Herzen liegt. Es geht darum, daß die Gläubigen das Richtige zur rechten Zeit erkennen. Wir sind an Erkenntnis reich geworden, doch nun muß Sinn und Zweck dessen, was Gott vorhatte, unter uns offenbar werden. 

Der Apostel predigte nicht nur, sondern flehte darum, daß die Liebe Gottes je länger umsomehr zunehme und die rechte Erkenntnis mit geistlichem Feingefühl verbunden wäre, und zwar zur Prüfung dessen, was in jedem Fall das Richtige sei. Die Erkenntnis ohne das geistliche Einfühlungsvermögen in den Willen Gottes nützt noch keinem etwas. Es muß uns durch den Geist Gottes das rechte Empfinden für das, was wir erkannt haben, geschenkt werden. Nur so können wir in jedem Fall prüfen, was das Richtige ist, und ohne Tadel auf den Tag Jesu Christi erhalten bleiben.

In dem Text wird der Gedanke ausgedrückt, daß wir voll ausgestattet sein sollen mit der Frucht der Gerechtigkeit. Wir wissen, daß die Ungerechtigkeit in der letzten Zeit überhand nehmen und daß die Liebe in vielen erkalten wird. Doch die Gemeinde des HErrn soll bis auf den Tag Jesu Christi mit der Frucht der Gerechtigkeit voll ausgestattet sein durch Jesus Christus zur Ehre Gottes. Sie wird bis ans Ende unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen.

Wie können wir unterscheiden, was in jedem Fall das Richtige ist? Zu jeder Frage mag es eine Anzahl Antworten geben, doch nur eine richtige. Die richtige Antwort finden wir immer im Worte Gottes. Es gibt viele Erkenntnisse über Gott, doch es gibt nur eine richtige Gotteserkenntnis. Es gibt viele Ansichten über die Taufe, doch es gibt nur eine richtige, nämlich die biblische Glaubenstaufe gemäß der Lehre der Apostel. Es gibt mancherlei Bekehrungen, doch nur die vom Geiste Gottes gewirkten werden Bestand haben.

In allen Glaubensfragen gibt es verschiedene Ansichten, doch muß gesagt werden, daß nur Gottes Wort die richtige Antwort über jedes biblische Thema geben kann. Der Apostel ruft den Gläubigen zu: „…ich hege eben deshalb auch die feste Zuversicht, daß der, welcher das gute Werk in euch begonnen hat, es auch bis zum Tage Jesu Christi vollenden wird.“

Ohne jeglichen Zweifel stehen wir jetzt vor der Vollendung der Gemeinde und vor der Verwirklichung des göttlichen Heilsratschlußes mit Israel und anschließend mit dem ganzen Weltall. Jetzt kommt es darauf an, in jedem Fall das Richtige zu erkennen. Gott wird Seinen Plan mit Israel und der ganzen Erde zur Ausführung bringen, doch als Gläubige müssen wir den Plan Gottes für die Gemeinde aus den Heiden erkennen. Wir selbst müssen zubereitet und zur Vollendung in Christus Jesus gelangen.

Nicht alle, die reden, haben wirklich etwas zu sagen. Gott hatte immer Männer, die besonders hervortraten und kraft direkter Berufung den Willen Gottes offenbarten. Ihre Verkündigung ist auf das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift gegründete Solche Gottgesandten hatten etwas zu sagen, weil Gott durch sie redete. 

Wer das Neue Testament liest, stellt fest, daß der Heilige Geist verschiedene Werkzeuge für verschiedene Aufgaben benutzte. Wir finden nicht nur die Apostel, sondern auch andere Brüder standen in der Ur-gemeinde im Dienste Gottes. Wenn es aber um die Darlegung des göttlichen Heilsratschlußes ging, so wurde Paulus als ein, auserwähltes Rüstzeug in besonderer Weise inspiriert. Er gab die Anweisungen über die biblische Gemeinde-Ordnung und legte für alle Gläubigen die verbindlichen Lehren fest.

Wer war dieser Paulus? Zwei Abschnitte seines Lebens werden uns vor Augen gestellt. Erstens als Saulus, der zu den Füßen des großen Theologie-Professors Gamaliel saß; und zweitens als Paulus, der seinen Platz zu den Füßen Jesu gefunden hatte. Heute erscheint es uns befremdend, daß Saulus gerade während der größten Zeit Israels bei dem ersten Kommen Christi den Messias nicht erkannte. Doch kann es uns auch heute passieren, daß wir voll damit beschäftigt sind, die Vorlesungen eines Bibellehrers in uns aufzunehmen, ohne von dem großen Wirken Gottes erfaßt zu werden. In dem kleinen Israel, unter dem Häuflein Juden jener Zeit, geschah so etwas Gewaltiges sicherlich nicht, ohne daß jeder davon gehört hätte. Lehrer und Schüler des Wortes hatten schon den Dienst Johannes des Täufers miterlebt und dann bestimmt von dem Auftreten Jesu gehört, doch sie waren Gefangene ihrer Ansichten und der eigenen Religion.

Sicher saßen die Schriftgelehrten auf dem Stuhl Moses, doch fehlte ihnen die Verbindung zu Gott. Sie erkannten zu ihrer Zeit nicht das Richtige. Immer ging die breite religiöse Masse an dem Wirken Gottes vorüber. Selbst von denjenigen, die zunächst davon beeindruckt waren, blieb am Schluß nur noch eine geringe Zahl übrig, die bereit war, den ganzen Weg mit Gott zu gehen. Das hat sich noch nicht geändert. Aufrichtige Männer sitzen und hören die Deutungen und Vorlesungen der Bibellehrer in einer Zeit, in der sich biblische Prophetie vor unseren Augen erfüllt. Wie ein Saulus, der zu den Füßen Gamaliels saß und mit Haß gegen die wahre Gemeinde Jesu Christi erfüllt war, so scheint es bis in diese Zeit denen zu gehen, die zu den Füßen eines Menschen sitzen. Nur wer eine direkte Begegnung mit dem HErrn hat und seinen Platz zu den Füßen Jesu Christi findet, wird die göttliche Belehrung annehmen und in jedem Fall das Richtige erkennen. 

Paulus weist zunächst auf seinen Stand gemäß dem Gesetz hin und spricht: „Ich bin am achten Tage beschnitten worden, bin aus dem Volk Israel gebürtig, aus dem Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach meiner Stellung zum Gesetz ein Pharisäer, in Hinsicht auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, in Hinsicht auf die Gerechtigkeit, die im Gesetz verlangt wird, untadelig erfunden. Doch das, was ich für Gewinn hielt, das habe ich um Christi willen für Verlust zu achten gelernt; ja, ich achte sogar unbedingt alles für Schaden gegenüber der unendlich wertvolleren Erkenntnis Christi Jesu, meines HErrn, um dessen willen ich das alles preisgegeben habe und es geradezu für Kehricht halte, damit ich nur Christus gewinne und in Ihm als ein solcher erfunden werde, der nicht seine eigene Gerechtigkeit besitzt, die aus dem Gesetz gewonnen wird, sondern die Gerechtigkeit aus Gott auf Grund des Glaubens.“ (Phil. 3,5–9) 

In stiller Stunde wird er manchmal darüber nachgedacht haben, wie verhängnisvoll es für ihn war, an der größten Gnadenheimsuchung vorbeigeführt worden zu sein, und das, während er zu den Füßen eines hochangesehenen Bibellehrers saß. Es ist auch heute noch möglich, sich einerseits auf das Wort des HErrn zu berufen und dennoch die Erfüllung der Schrift nicht zu sehen.

Sollte dieser Gedanke nicht jeden von uns zum Nachdenken veranlassen? Man muß alles Menschliche für Kehricht halten, ehe man das Göttliche als köstlich aufnehmen kann. Die großen Massen werden auch jetzt unter frömmster Verkündigung an der eigentlichen Erfüllung der biblischen Prophetie vorbeigeführt und in menschliche Deutung verstrickt. Gerade jetzt kommt es darauf an, in jedem Fall das Richtige zu erkennen, nämlich erstens die Zeit, in der wir leben; zweitens die göttliche Botschaft, die uns die Erfüllung der biblischen Weissagungen für diese Generation vor Augen stellt; drittens die Vollendung der Gemeinde Jesu Christi und ihre Entrückung; viertens das Vorhaben Gottes mit Israel; fünftens die ganze Verwirklichung des göttlichen Heilsratschlußes mit der Menschheit.

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